Anna Barbara Gignoux

* 16.9.1725 Augsburg † 11.9.1796 Augsburg

Anna Barbara Koppmair war die Tochter des protestantischen Goldschlagers Koppmair. Mit 23 Jahren heiratete sie 1748 den Kattundrucker Johann Friedrich Gignoux (gest. 1760), den Sohn des 1719 aus Genf zugewanderten Jean-Francois Gignoux, der in Augsburg eine bedeutende Kattundruckerei besaß. In ihrem Haus traf sich die bürgerlich-aristokratische Gesellschaft zu einem Musik- und Lesezirkel.
Im Mai 1760 starb Johann Friedrich Gignoux. Dieser verfügte in seinem Testament, seine Ehefrau solle die Kattundruckerei bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes weiterführen.
Im November desselben Jahres heiratete seine Witwe den Kaufmann Georg Christoph Gleich, der die Manufaktur in der Folge für sich beanspruchte. In dem daraufhin geführten Prozess wurde 1762 nur ein Vergleich erreicht: Die Leitung des Betriebs wurde Gleich zugesprochen, Anna Barbara Gleich auf die Rolle der mithelfenden „Hausmutter“ verpflichtet. Der Bau des neuen Fabrikgebäudes 1764–65, des heutigen Gignoux-Hauses, und unglückliche Geschäftsbeziehungen führten Ende 1770 zum Konkurs. Georg Christoph Gleich entzog sich den Folgen durch seine Flucht. 1771 übernahm Anna Barbara Gleich nach dramatischem Ringen mit den Gläubigern und der Stadt erneut die Leitung der Manufaktur im Namen ihrer Kinder. Sie verglich sich mit den Gläubigern und baute den Betrieb zum drittgrößten in Augsburg aus.
1779 reichte sie erfolgreich die Scheidung von Gleich ein. Sie nannte sich wieder Gignoux. Da der als Erbe bestimmte Sohn 1777 starb, leitete seine Mutter die Fabrik bis zu ihrem Tod.
Anna Barbara Gignoux galt lange als Mäzenin Christoph Friedrich Schubarts, als Freundin von Johann Wolfgang von Goethe und von Wolfgang Amadeus Mozart. Ersteres ist den neuesten Forschungen zufolge nicht haltbar. Der ältere Bruder von Johann Friedrich Gignoux, der Kattundrucker Anton Christoph Gignoux (1720–1795), spielte im Augsburger Musikleben eine wichtige Rolle (Collegium Musicum).

Orte: Gignouxhaus am Vorderen Lech, Schaezlerpalais, Barbara-Gignoux-Weg

Literatur: Buff, Adolf, Eine Episode aus der Kunst- und Industriegeschichte in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, in: Der Sammler, H. 122, München 1900, S. 2–4; Fassl, Peter, Die Augsburger Kattunfabrikantin Anna Barbara Gignoux, in: Arbeitnehmer – Unternehmer, München 1985, S.153–159; Werkstetter, Christine, Anna Barbara Gignoux, Kattunfabrikantin oder Mäzenin? in: Augsburger Handelshäuser im Wandel des historischen Urteils, Augsburg 1996, S. 381–399; Clasen, Claus-Peter, Textilherstellung in Augsburg in der frühen Neuzeit, Augsburg 1995, S. 396–409; ASL 1998, S. 441 f.; AFL 1992, S. 45.